28.02.2005 | Termin: | Titel: Handball-Nationalspieler besuchen Grundschulturnier in Brokdorf

„Hier sehen die Vorbilder den Kindern zu“


 


Unter  prominenter Beobachtung standen die Handball-Teams der Steinburger Grundschulen. Beim Holcim-Cup in der Brokdorfer Sporthalle spielten die Nachwuchssportler  vor den beiden Flensburger Bundesliga-Profis  Jan Holpert und Marcin Lijewski sowie Volker Zerbe (TBV Lemgo) und Adrian Wagner (THW Kiel). Den Pokal holte sich  nach einem  spannenden Endspiel die GS Schenefeld  gegen die GS Kollmar.


 


Brokdorf, Michael Lemm Allein der Anblick  ist eigentlich schon Ehrfurcht gebietend: Wenn Lemgos Handball-Recke  Volker Zerbe  seine  stolzen 2,11 Meter  in die Höhe streckt,  muss nahezu jeder   den Kopf in den Nacken legen, um seinem  Gegenüber  in die Augen zu blicken. Da machten  erst recht die Grundschüler gestern   in der Brokdorfer Sporthalle keine Ausnahme, die mit ihren Handball-Schulauswahlteams um den 2. Holcim-Cup kämpften. Neben dem  Wettbewerb hatten die Nachwuchssportler hier auch die Gelegenheit, den nahen Kontakt   zu einigen Idolen  ihrer Sportart zu pflegen.  13 Mannschaften (Jungen und Mädchen  in einem Team)   waren dabei — zwei mehr als im vergangenen Jahr.


Angst flößt der „Lange“     aus Lemgo den „Kurzen“  aber keinesfalls ein —  immer wieder  halten ihm  die Kinder  den Stift hin. Geduldig   schreibt  er   ein ums andere Mal  seinen Namen auf  Foto-Karten, Trikots, Schuhe  oder  Arme und Beine  und erfüllt auch jeden Fotowunsch mit gleichbleibender Freundlichkeit.  „Für den Nachwuchs  mache ich solche Sachen gern, das ist nicht  nur Pflicht, sondern   auch Freude.       Damit kann ich  etwas von dem zurückgeben, was mir der Handball  gegeben hat“, sagt der Lemgoer. 


Aber Volker Zerbe  ist  natürlich nicht der einzige Bundesliga-„Crack“, der sich freudig ins Getümmel stürzt.   Für    Jan   Holpert  (Torhüter SG Flensburg-Handewitt) und  Bruder Fynn (Manager TBV Lemgo) ist die Teilnahme schon seit dem vergangenen Jahr Ehrensache, denn schließlich gehört ihr älterer Bruder  Morten zu den Initiatoren des  Holcim-Cups.  Jan Holpert: „Schon im letzten Jahr war ich von der Veranstaltung  begeistert. Das ist eine Super-Sache. Da  kann ich man für die Zukunft sicher noch einiges bewegen.“   Mit von der Partie waren  dann auch  noch Marcin Lijewski (SG Flensburg-Handewitt) und Adrian Wagner (THW Kiel) sowie Lemgoes Jugendkoordinator Ulf Gantschow, der mit stoischer Ruhe Dribbling-Übungen mit allen  Mannschaften  zur gleichen Zeit machte.  In lockerer Form moderierte zudem NDR-Mann Rudi Dautwitz   eine Gesprächsrunde mit allen Stars ebenso souverän   wie  das sportliche Geschehen  auf dem Parkett. 


Auf die Idee eine  Handball-Großveranstaltung mit Grundschulen aufzuziehen, kamen Sportlehrer Winfried Melzer von der Itzehoer Fehrs-Schule und der Vorsitzende des Handball-Bezirk West Gunar Herzberg im gemeinsamen Ski-Urlaub. Sie stießen auf offene Ohren beim Beauftragten für Schulsport Jürgen Engel und fanden schnell mit der Lägerdorfer Zementfirma Holcim einen Sponsor — schließlich heißt dessen Lägerdorfer Werkleiter Morten Holpert. Dessen  Kinder Christin und Marc  waren zu der Zeit beide Schüler der Itzehoer Fehrs-Schule, da lag es für Winfried Melzer nahe, Kontakt zum  Vater aufzunehmen.


„Meine Idee war es, Kinder  für den Sport zu begeistern, die noch nicht im Verein sind. Ich denke, dass das gelungen ist“, sagt Melzer.  „Viel  Motivation   schafft man  außerdem  über Idole. Aber bei uns ist   es eben anders als sonst: Hier sehen die  Vorbilder den  Kindern zu und nicht umgekehrt.“


Froh ist Melzer  darüber, dass der Unterstützerkreis stetig wächst.  Nicht nur die Eltern der  Fehrsschule packen mit an, auch die Handballverbände  auf Kreis- und Bezirksebene   sowie  das Amt Wilstermarsch trugen zum  organisatorischen Gelingen der Veranstaltung   maßgeblich bei.


Auch die Wirtschaft engagiert sich. Neben Holcim gibt es nämlich weitere Sponsoren, die  das Ganze mit Sachspenden unterstützen — wie die Sottmann Gerüstbau GmbH,  Hummel-Sportbekleidung und die Fan-Shops der beteiligten Bundesligisten. „Wir wollen die Sache längerfristig weiterführen“, sagt Morten Holpert. „Im nächsten Jahr  versuchen, wir den HSV Hamburg mit einzuspannen.“


 Begeisterung  löste  die Veranstaltung bei Kindern und  den vielen mitgereisten Eltern gleichermaßen aus.  „Das Ganze hier ist sehr gut organisiert. Wir waren alle sehr aufgeregt und sind schon  sehr früh aufgestanden. Toll, dass die berühmten Handballer  so hautnah dabei sind“,  sagen  Jannnett Raube, Anja Schilling und Bettina Schlüter (Mütter aus  Kiebitzreihe).


Auch  Kristian Brandt (10) von der Fehrsschule  Itzehoe freut sich über die Stars zum Anfassen: „Volker Zerbe kannte ich schon vorher. Ich war  auch schon einmal in der Ostseehalle in Kiel. “ Eifrig Autogramme gesammelt  hat Marc de Vries (9) von der Grundschule Wrist: „Ich habe von jedem zwei Stück  — auf dem Ball sind auch welche, obwohl ich eigentlich eher Fan von Oliver Kahn bin.“   Über sportliche Erfolge freute sich   die zehnjährige Ina Spindelmann  (GS Wellenkamp):  „Wir haben  hier schon  einige Spiele gewonnen.“      Für Rebecca Hauschildt (10/GS Herzhorn) war es aus doppeltem Grund ein besonderer Tag: „Ich habe heute Geburtstag.“    Sharin Raube   (10/GS Kiebitzreihe)   war  wie alle sehr  angetan — auch wenn ihr  Lieblingsspieler Stefan Kretzschmar nicht dabei war: „Die, die hier  sind,  sind auch sehr nett und gar nicht eingebildet.“


Pädagogische Aspekte sind Jens Dietzel, Sportlehrer der WRS Wilster, wichtig: „Obwohl wir keine gelernten Handballer im Team haben  und  nicht unbedingt zu den Favoriten gehören, hat meine Mannschaft Spaß und holt sich sogar noch Erfolgserlebnisse. Die Schüler profitieren natürlich auch von der Begegnung mit den Stars.“ Er hofft, dass es  bald eine Handball-AG an seiner Schule gibt.


Einen langfristig positiven Effekt für die Sportart erhofft sich Birgit Fritsche, 2. Vorsitzende des Landesverbandes: „Ein tolle Sache für den Kinderhandball. Wir müssen die  Verbindung zwischen organisiertem Sport  und der Schule  verstärken. Schließlich sehen wir, dass immer weniger Kinder zu den  Mannschaftssportarten kommen.“


Den Pokal sicherte sich am Ende die Grundschule Schenefeld nach einem packenden Finale gegen die Grundschule Kollmar. Allerdings brauchten  alle Beteiligten starke Nerven:  Nachdem es nach Ablauf der  regulären  Spielzeit 1:1 hieß, brachte auch die Verlängerung noch keinen Sieger:   2:2 hieß es nach weiteren fünf Minuten. Erst im Siebenmeterwerfen hatte Schenefeld knapp mit 2:1  die Nase vorn.



GS Schenefeld:  Ann-Kathrin Rusch, Jannik Holzfuß,  Larissa Wolf,  Lea Feil,  Kaja Feil,  Lennart Evert, Hannah Petersen, Alexander Breiholz,  Lehrerin Rita Glende, Betreuerin Birgit Rusch.


GS Kollmar:  Lennart Keßner, Henning Greve,  Sören Pethahn,  Ole Pallesen, Yanneck Dombrowski, Ann-Christin Dittmer,  Laniece von Pereira, Kim Heesch, Frederike Delfs, Lehrerin Karin Petersen.


Vorrunden-Gruppe A:


1. GS Kollmar        38:           4              12:           0             


2. GS Herzhorn     24:           10            10:           2             


3. GS Wilster        12:           15                           7:             5             


4. GS Heiligenstedten         18:           22                           6:             6             


5. GS Kremperheide            12:           14                           5:             7             


6. GS Fehrsschule               9:             22                           2:             10           


7. GS Sude-West 9:             22                           2:             10           


Vorrunden-Gruppe B:


1. GS Schenefeld  18:           7                             9:             1             


2. GS Kiebitzreihe                13:           9                             7:             3             


3. GS Wellenkamp               13:           11                           6:             4             


4. GS Münsterdorf              8:             11                           4:             6             


4. GS Kellinghusen             8:             11                           4:             6             


6. GS Wrist           5:             18                           0:             10           


Spiel um  Platz drei: GS Herzhorn — GS Kiebitzreihe 3:4.

Endspiel: GS Kollmar — GS Schenefeld 3:4 nach Siebenmeterwerfen und Verlängerung (2:2/1:1).

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