„Hier sehen die Vorbilder den Kindern zu“
Unter prominenter Beobachtung standen die Handball-Teams der Steinburger Grundschulen. Beim Holcim-Cup in der Brokdorfer Sporthalle spielten die Nachwuchssportler vor den beiden Flensburger Bundesliga-Profis Jan Holpert und Marcin Lijewski sowie Volker Zerbe (TBV Lemgo) und Adrian Wagner (THW Kiel). Den Pokal holte sich nach einem spannenden Endspiel die GS Schenefeld gegen die GS Kollmar.
Brokdorf, Michael Lemm Allein der Anblick ist eigentlich schon Ehrfurcht gebietend: Wenn Lemgos Handball-Recke Volker Zerbe seine stolzen 2,11 Meter in die Höhe streckt, muss nahezu jeder den Kopf in den Nacken legen, um seinem Gegenüber in die Augen zu blicken. Da machten erst recht die Grundschüler gestern in der Brokdorfer Sporthalle keine Ausnahme, die mit ihren Handball-Schulauswahlteams um den 2. Holcim-Cup kämpften. Neben dem Wettbewerb hatten die Nachwuchssportler hier auch die Gelegenheit, den nahen Kontakt zu einigen Idolen ihrer Sportart zu pflegen. 13 Mannschaften (Jungen und Mädchen in einem Team) waren dabei — zwei mehr als im vergangenen Jahr.
Angst flößt der „Lange“ aus Lemgo den „Kurzen“ aber keinesfalls ein — immer wieder halten ihm die Kinder den Stift hin. Geduldig schreibt er ein ums andere Mal seinen Namen auf Foto-Karten, Trikots, Schuhe oder Arme und Beine und erfüllt auch jeden Fotowunsch mit gleichbleibender Freundlichkeit. „Für den Nachwuchs mache ich solche Sachen gern, das ist nicht nur Pflicht, sondern auch Freude. Damit kann ich etwas von dem zurückgeben, was mir der Handball gegeben hat“, sagt der Lemgoer.
Aber Volker Zerbe ist natürlich nicht der einzige Bundesliga-„Crack“, der sich freudig ins Getümmel stürzt. Für Jan Holpert (Torhüter SG Flensburg-Handewitt) und Bruder Fynn (Manager TBV Lemgo) ist die Teilnahme schon seit dem vergangenen Jahr Ehrensache, denn schließlich gehört ihr älterer Bruder Morten zu den Initiatoren des Holcim-Cups. Jan Holpert: „Schon im letzten Jahr war ich von der Veranstaltung begeistert. Das ist eine Super-Sache. Da kann ich man für die Zukunft sicher noch einiges bewegen.“ Mit von der Partie waren dann auch noch Marcin Lijewski (SG Flensburg-Handewitt) und Adrian Wagner (THW Kiel) sowie Lemgoes Jugendkoordinator Ulf Gantschow, der mit stoischer Ruhe Dribbling-Übungen mit allen Mannschaften zur gleichen Zeit machte. In lockerer Form moderierte zudem NDR-Mann Rudi Dautwitz eine Gesprächsrunde mit allen Stars ebenso souverän wie das sportliche Geschehen auf dem Parkett.
Auf die Idee eine Handball-Großveranstaltung mit Grundschulen aufzuziehen, kamen Sportlehrer Winfried Melzer von der Itzehoer Fehrs-Schule und der Vorsitzende des Handball-Bezirk West Gunar Herzberg im gemeinsamen Ski-Urlaub. Sie stießen auf offene Ohren beim Beauftragten für Schulsport Jürgen Engel und fanden schnell mit der Lägerdorfer Zementfirma Holcim einen Sponsor — schließlich heißt dessen Lägerdorfer Werkleiter Morten Holpert. Dessen Kinder Christin und Marc waren zu der Zeit beide Schüler der Itzehoer Fehrs-Schule, da lag es für Winfried Melzer nahe, Kontakt zum Vater aufzunehmen.
„Meine Idee war es, Kinder für den Sport zu begeistern, die noch nicht im Verein sind. Ich denke, dass das gelungen ist“, sagt Melzer. „Viel Motivation schafft man außerdem über Idole. Aber bei uns ist es eben anders als sonst: Hier sehen die Vorbilder den Kindern zu und nicht umgekehrt.“
Froh ist Melzer darüber, dass der Unterstützerkreis stetig wächst. Nicht nur die Eltern der Fehrsschule packen mit an, auch die Handballverbände auf Kreis- und Bezirksebene sowie das Amt Wilstermarsch trugen zum organisatorischen Gelingen der Veranstaltung maßgeblich bei.
Auch die Wirtschaft engagiert sich. Neben Holcim gibt es nämlich weitere Sponsoren, die das Ganze mit Sachspenden unterstützen — wie die Sottmann Gerüstbau GmbH, Hummel-Sportbekleidung und die Fan-Shops der beteiligten Bundesligisten. „Wir wollen die Sache längerfristig weiterführen“, sagt Morten Holpert. „Im nächsten Jahr versuchen, wir den HSV Hamburg mit einzuspannen.“
Begeisterung löste die Veranstaltung bei Kindern und den vielen mitgereisten Eltern gleichermaßen aus. „Das Ganze hier ist sehr gut organisiert. Wir waren alle sehr aufgeregt und sind schon sehr früh aufgestanden. Toll, dass die berühmten Handballer so hautnah dabei sind“, sagen Jannnett Raube, Anja Schilling und Bettina Schlüter (Mütter aus Kiebitzreihe).
Auch Kristian Brandt (10) von der Fehrsschule Itzehoe freut sich über die Stars zum Anfassen: „Volker Zerbe kannte ich schon vorher. Ich war auch schon einmal in der Ostseehalle in Kiel. “ Eifrig Autogramme gesammelt hat Marc de Vries (9) von der Grundschule Wrist: „Ich habe von jedem zwei Stück — auf dem Ball sind auch welche, obwohl ich eigentlich eher Fan von Oliver Kahn bin.“ Über sportliche Erfolge freute sich die zehnjährige Ina Spindelmann (GS Wellenkamp): „Wir haben hier schon einige Spiele gewonnen.“ Für Rebecca Hauschildt (10/GS Herzhorn) war es aus doppeltem Grund ein besonderer Tag: „Ich habe heute Geburtstag.“ Sharin Raube (10/GS Kiebitzreihe) war wie alle sehr angetan — auch wenn ihr Lieblingsspieler Stefan Kretzschmar nicht dabei war: „Die, die hier sind, sind auch sehr nett und gar nicht eingebildet.“
Pädagogische Aspekte sind Jens Dietzel, Sportlehrer der WRS Wilster, wichtig: „Obwohl wir keine gelernten Handballer im Team haben und nicht unbedingt zu den Favoriten gehören, hat meine Mannschaft Spaß und holt sich sogar noch Erfolgserlebnisse. Die Schüler profitieren natürlich auch von der Begegnung mit den Stars.“ Er hofft, dass es bald eine Handball-AG an seiner Schule gibt.
Einen langfristig positiven Effekt für die Sportart erhofft sich Birgit Fritsche, 2. Vorsitzende des Landesverbandes: „Ein tolle Sache für den Kinderhandball. Wir müssen die Verbindung zwischen organisiertem Sport und der Schule verstärken. Schließlich sehen wir, dass immer weniger Kinder zu den Mannschaftssportarten kommen.“
Den Pokal sicherte sich am Ende die Grundschule Schenefeld nach einem packenden Finale gegen die Grundschule Kollmar. Allerdings brauchten alle Beteiligten starke Nerven: Nachdem es nach Ablauf der regulären Spielzeit 1:1 hieß, brachte auch die Verlängerung noch keinen Sieger: 2:2 hieß es nach weiteren fünf Minuten. Erst im Siebenmeterwerfen hatte Schenefeld knapp mit 2:1 die Nase vorn.

GS Schenefeld: Ann-Kathrin Rusch, Jannik Holzfuß, Larissa Wolf, Lea Feil, Kaja Feil, Lennart Evert, Hannah Petersen, Alexander Breiholz, Lehrerin Rita Glende, Betreuerin Birgit Rusch.
GS Kollmar: Lennart Keßner, Henning Greve, Sören Pethahn, Ole Pallesen, Yanneck Dombrowski, Ann-Christin Dittmer, Laniece von Pereira, Kim Heesch, Frederike Delfs, Lehrerin Karin Petersen.
Vorrunden-Gruppe A:
1. GS Kollmar 38: 4 12: 0
2. GS Herzhorn 24: 10 10: 2
3. GS Wilster 12: 15 7: 5
4. GS Heiligenstedten 18: 22 6: 6
5. GS Kremperheide 12: 14 5: 7
6. GS Fehrsschule 9: 22 2: 10
7. GS Sude-West 9: 22 2: 10
Vorrunden-Gruppe B:
1. GS Schenefeld 18: 7 9: 1
2. GS Kiebitzreihe 13: 9 7: 3
3. GS Wellenkamp 13: 11 6: 4
4. GS Münsterdorf 8: 11 4: 6
4. GS Kellinghusen 8: 11 4: 6
6. GS Wrist 5: 18 0: 10
Spiel um Platz drei: GS Herzhorn — GS Kiebitzreihe 3:4.
Endspiel: GS Kollmar — GS Schenefeld 3:4 nach Siebenmeterwerfen und Verlängerung (2:2/1:1).