Entwicklungsgeschichte von Jugend trainiert für Paralympics

Was 1994 erstmals bei der Deutschen Behindertensportjugend (DBSJ) angedacht wurde, konnte im Jahr 2010 nach vielen Vorstößen, Gesprächen aber auch Ablehnungen bei der Kommission Sport der Kultusministerkonferenz (in Kurzform: SPOKO der KMK) realisiert werden. Die Kultusministerien von neun Bundesländern erklärten sich zu einem Probelauf von Jugend trainiert für Paralympics (JTFP) bereit. Die Finanzierung musste allerdings über die DBSJ und den Deutschen Behindertensportverband (DBS) e.V. abgesichert werden. Zwar war dies aus eigenen Mitteln nicht zu leisten, doch konnte die Deutsche Bahn AG als Hauptsponsor gewonnen werden, womit der Konzern entscheidend dabei half, JTFP zu realisieren.

Im Juni 2010 fand die erste Pilotveranstaltung des Bundeswettbewerbs JTFP mit großem Erfolg im SportCentrum Kamen-Kaiserau statt und sollte auf Vorschlag der SPOKO der KMK zukünftig fortgesetzt werden. Die Begründung: Bewegungserziehung und Sport sind wichtige Bestandteile der ganzheitlichen sonderpädagogischen Erziehung. Kinder und Jugendliche mit Behinderungen möchten sich wie ihre nichtbehinderten Gleichaltrigen im sportlichen Vergleich messen. Neben dem Sport bietet sich die Möglichkeit, neue Kontakte zu knüpfen und durch den Einsatz von Schülerhelfer*innen ohne Behinderung die Gemeinschaft mit Nichtbehinderten zu erleben.
Die zweite Pilotveranstaltung im Juni 2011 wurde mit abermaligem Erfolg im Sportleistungszentrum Kienbaum in der Nähe von Berlin ausgetragen. Innerhalb nur eines Jahres war die Teilnehmerzahl von 165 auf 235 gestiegen. Während 2010 Schüler*innen aus lediglich neun Bundesländern starteten, nahmen an der Veranstaltung 2011 bereits zwölf Bundesländer teil.

Der Bundeswettbewerb JTFP wurde zu Beginn als Schulmannschaftswettbewerb für Förderschulen mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung ausgeschrieben. Die Wettkämpfe wurden in den Sportarten Leichtathletik, Schwimmen, Rollstuhlbasketball sowie Tischtennis durchgeführt. Auch das Pilotprojekt JTFP 2011 wurde von der Deutschen Bahn AG als Hauptsponsor gefördert. Erstmals beteiligte sich auch das Bundesministerium des Innern (BMI) an der Finanzierung.

Seit 2012 wird auf Beschluss des Vorstandes der Deutschen Schulsportstiftung der Wettbewerb JTFP in Anlehnung an den Schulsportwettbewerb Jugend trainiert für Olympia (JTFO) jährlich für Schulmannschaften aller 16 Bundesländer ausgeschrieben. Die Durchführung des Bundesfinales von JTFP wird aus Mitteln der Deutschen Schulsportstiftung, Zuwendungen der Bundesländer, des DBS, der Sponsoren sowie einer Bundesförderung aus Sportfördermitteln (BMI) finanziert.
In weiteren Demonstrationswettbewerben wurden 2012 die Sportarten Skilanglauf und Fußball erprobt und ab 2013 fest ins Programm von JTFP integriert.

Die 1. Bundesfinalveranstaltung von Jugend trainiert für Paralympics fand vom 10. bis 13. Mai 2012 in Berlin sowie im Bundesleistungszentrum Kienbaum statt. Schirmherr des Bundeswettbewerbs war und ist der Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland. Das Bundesfinale wurde von der Deutschen Schulsportstiftung und dem Deutschen Behindertensportverband e.V. veranstaltet und von der Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Wissenschaft in Berlin sowie der Deutschen Behindertensportjugend e.V. ausgerichtet.
Der besondere Clou: Die Abschlussveranstaltung von Jugend trainiert für Olympia in der Max-Schmeling-Halle diente gleichsam als Eröffnungsfeier des 1. Bundesfinales von Jugend trainiert für Paralympics. Diese Idee war somit quasi der erste Schritt auf dem Weg zu einem inklusiven Veranstaltungsformat, welches schon im darauffolgenden Jahr realisiert werden sollte.
Denn seit 2013 werden die drei Bundesfinalveranstaltungen von Jugend trainiert für Olympia und Jugend trainiert für Paralympics im Winter, Frühjahr und Herbst mit Erfolg zur selben Zeit und vielfach auch an den selben Wettkampfstätten, zumindest aber am gleichen Ort durchgeführt. Damit wird ein wertvoller Beitrag zur Gleichbehandlung und Inklusion von – in diesem Fall jungen – Menschen mit Behinderung geleistet.

Was bei den Olympischen Spielen und Paralympics eine Utopie ist und wohl auch bleibt, wurde somit bei den gemeinsamen Bundesfinalveranstaltungen von Schüler*innen mit und ohne Behinderung in kürzester Zeit Wirklichkeit.

Dieser eingeschlagene Weg der Deutschen Schulsportstiftung erhält in der Öffentlichkeit viel Anerkennung und trägt dazu bei, dass sich die Sportler*innen beider Wettbewerbe näher kennenlernen und von den gegenseitig erbrachten Leistungen begeistern lassen können.

 

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Kontakt

Tim Vogler
Fax: 0431 - 31 97 57 71
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